Doch kann daraus eine Liebe entstehen, die sich dann rückwirkend als Bestimmung sehen lässt? Zumal Nora mittlerweile doch schon sehr zur Amerikanerin geworden ist und mit dem coolen Schriftsteller Arthur auch noch ein Dritter im Spiel ist. Das nährt jedenfalls Spekulationen über eine nicht weitergelebte Jugendliebe, die auch die Figuren zweifeln lässt. Ganz so wie es Wong Kar-Wais Sehnsuchtsmeisterwerk „In the Mood for Love“ einst zelebriert hat.
Greta Lee, Teo Yoo und John Magaro spielen diese 3 Ecken des Beziehungs-Dreiecks wunderbar zurückhaltend. Und auch filmisch schaut „Past Lives“ gut aus. Die Bilder des analog gedrehten Films sind warm und luftig. Theaterautorin Célin Song macht in ihrem Debütfilm sehr viel aus der klassischen Prämisse und geht mit mehreren Zeitsprüngen unerwartete Wege. Es lassen sich autobiographische Parallelen bei der koreanischen New Yorkerin Song ausmachen.
Dabei bleibt sie in ihrer Geschichte simpel und überfrachtet sie nicht mit Extra-Pathos oder Ablenkungen. Stattdessen gibt sie den Paradoxien und unlösbaren Fragen der Liebe Raum. Dabei lässt sie ihre drei Figuren auch über In-Yeon sprechen, eine koreanische Variante von Vorhersehung, nach der Beziehungen in früheren Leben eine Kraft im Jetzt entwickeln. Auch wenn die modernen Figuren nicht mehr daran glauben, ist er eine jener Mythen, die die moderne Romantik wunderbar überhöhen. Ein erwachsenes Romantik-Drama, das leicht dahin fließt und seine emotionale Schwere erst im Kopf des Zuschauers entfaltet.
Termin: Filmclub Bozen, am 19.2. in Originalfassung mit UT.